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Praktikum in Down Under
Bericht von Jann G.
Mein Traum
Nach meiner Lehre zum Landwirt EFZ wollte ich unbedingt einmal nach Kanada auf einen grossen Ackerbaubetrieb, um die grossen Dimensionen und Maschinen zu sehen und mit ihnen zu arbeiten. Leider kamen aber die Weiterbildung und die darauffolgende Tätigkeit beim Betrieb XY* dazwischen. Trotzdem wollte ich dem Wunsch auf einem Drescher zu sitzen und über riesige Felder zu fahren nicht aufgeben. Also beschloss ich ein Land zu suchen, wo die Erntezeit nicht im Juli, August, September ist, sondern während der Winterzeit, wo ich Zeit habe und Urlaub nehmen kann. So kam ich auf Australien. Dort beginnt die Ernte Ende Oktober anfangs November und dauert je nach Jahr bis Ende Dezember anfangs Januar. Ein Schulkollege von mir war ebenfalls schon auf einem grossen Betrieb in Australien und zeigte mir Bilder von den unendlichen Weiten und den grossen Maschinen.
* Name geändert
Arbeiten auf der Farm
So kam es, dass ich am 15 Oktober 2023 von Zürich nach Melbourne flog und danach noch 5 Stunden mit dem Zug nach Swan Hill fuhr, das ist in Victoria im Südosten von Australien. Dort holte mich einer der beiden Brüder von der Farm ab und brachte mich zu einem der Wohnhäuser wo wir Praktikanten unser Zuhause für die nächsten 2 Monate hatten. Es gab vier Häuser, in welchen insgesamt 20 Praktikanten während der Ernte wohnten. Die Farm, welche von zwei Brüdern geführt wird ist 18000 ha gross. Davon waren im 2023 3000 ha für Heu, 6000 ha Gerste, 4500 ha Weizen, 2000 ha Lupinen und 2500 Linsen.
Die ersten zwei Wochen habe ich mit den anderen Praktikanten aus Dänemark, Schweden und Deutschland Wickel-Heuballen zusammengeführt bevor die Getreideernte begann.
Zu Beginn war ich etwas unsicher, ob es wirklich so eine gute Idee war, so weit von Zuhause weg zu gehen. Im Nachhinein war es das Beste was ich machen konnte. Ich hatte die Möglichkeit neue Kontakte zu knüpfen mit Menschen aus der ganzen Welt und habe mit einigen noch bis heute Kontakt. Zudem konnte ich so mein Englisch auffrischen.
Nach der Heuernte war ich noch eine Woche in der Werkstatt, wo wir die Schneidewerke und Drescher für die Ernte repariert und vorbereitet haben. Für uns unvorstellbar, dass man diese Arbeiten erst eine Woche vor Erntebeginn erledigt, aber so ist das in Australien. Jetzt konnte die Getreideernte starten. Dachten wir… Doch plötzlich begann während der Einführung aller Praktikanten für die Ernte ein Heuballenstapel zu brennen. Das Feuer konnte nur noch mit der Scheibenegge eingegrenzt werden. Die Stapel mit 1000 Heuballen brannten alle ab. Es entstand einen Schaden von ca. 250'000.- Dollar.
Nun starteten wir mit der Ernte. Dafür hatten wir vier Drescher (3 Case und 1 New Holland) als Erntemaschinen im Einsatz. Wobei das Schneidwerk der Maschine eine beachtliche Breite von 13.5 m und bei einer sogar 14.5 m betrug. Zum Abführen des Getreides wurden zwei Überladewagen mit zwei Quadtrac 600 als Zugmaschinen eingesetzt. Dazu half uns noch ein Lohnunternehmer mit zwei John Deere Dreschern und einem Überladewagen mit Traktor, welcher ebenfalls von uns gefahren wurde. Wir arbeiteten in 12 h Schichten mit jeweils Minimum 9 Personen pro Schicht. Das Getreide wird mit den Überladewagen an den Feldrand geführt und dort direkt mit einer speziellen Maschine in lange Silowürste eingefüllt. In einem sogenannten „Bag“ (Grosse Silowurst) haben ca. 300 - 400 Tonnen Getreide Platz, je nach Länge. An den Bags arbeiteten pro Schicht ebenfalls 2 Personen. In der ersten Woche fuhr ich vorwiegend mit dem Überladewagen, danach durfte ich aber ebenfalls mit den Dreschern fahren. Diese Arbeit hat mir besonders gut gefallen und ich fahre jetzt immer noch hobbymässig Drescher bei einem Lohnunternehmer in der Schweiz.
Während der Getreideernte arbeitete ich meistens in der Nachschicht. Mir hat das besonders gefallen, da man fast jeden Tag die schönen Sonnenunter und -aufgänge während dem Dreschen erleben konnte. Zudem waren wir in der Nachschicht ein tolles Team mit guten Fahrern und waren sehr selbständig.
Fazit
Diese Reise war für mich ein unglaublich tolles und bereicherndes Erlebnis. Gerne lege ich jedem ans Herz mutig auch mal nach Übersee oder in ein anderes fremdes Land zu reisen um die dortigen Arbeits- und Lebensweisen kennen zu lernen.
Dennoch kam ich gerne wieder zurück nach Hause in die schöne Schweiz um wieder in unserer sehr vielseitigen Landwirtschaft zu arbeiten.
Weitere Informationen zu einem Praktikum im Ausland
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